
Arsenal, II: Wie verändert sich die historische Anlage?
von Viktoria Klimpfinger, Falter Newsletter vom 6. Oktober 2025
Zukunftsmusik
Vor zwei Jahren wurde ein Stadtteilentwicklungskonzept beschlossen, das das Arsenal neu beleben soll. Wie verändert sich die historische Anlage?
Es war kein leichtes Erbe, dass Georg Hoffmann antrat, als er vor zweieinhalb Jahren das Heeresgeschichtliche Museum übernahm. Sein Vorgänger galt als umstritten, das HGM und seine Positionierung zum Krieg und im Speziellen zur NS-Zeit ebenfalls. Hoffmann, selbst Historiker und Milizoffizier, will das Image des Museums ändern. Man arbeite etwa gerade an einer Ausstellung zur NS-Zeit, das sei wichtig, besonders „in Zeiten wie diesen”. Gleichzeitig brauche das Museum aber dringend mehr Platz, um neue Erzählweisen zu schaffen, Raum für Kunstinstallationen und andere Auseinandersetzungen zu ermöglichen.

Das trifft bei der Stadtplanung auf offene Ohren. Das aktuelle Stadtteilentwicklungskonzept (SEK), das 2023 beschlossen wurde, sieht für die Zukunft im Arsenal eine bunte Mischung aus Science Cluster, Kulturzentrum und Wohnareal vor. Erste vorsichtige Schritte sind bereits gesetzt: Foto Arsenal und Filmmuseum LAB sind im Frühjahr hier eingezogen. Auch das HGM und das Bundesheer sollen mehr Platz bekommen. Das würde einige Änderungen im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan erfordern, weshalb ein entsprechender Planentwurf bis Mitte September zur Einsicht auflag. Darin wären auch weitere Zubauten an der Rückseite des Museums vorgesehen, diese Änderungen müsste der Gemeinderat allerdings erst absegnen. Die Initiative Denkmalschutz kritisiert die Zubauten heftig, sie würden dem „zentralen Prunkbau”, also dem Hauptgebäude des Museums, nicht gerecht. Stattdessen schlägt der Verein eine unterirdische Lösung vor, wie beim Besucherzentrum des Belvedere.
Für Hoffmann liegen mögliche Zubauten allerdings noch in weiter Ferne. Als nächstes wolle er erst einmal das Objekt 4 sanieren, eine „Kriegsruine”, die brach liegt und verfällt. Sie ist ebenfalls im Besitz des Bundes, könnte also vom HGM als weitere Ausstellungshalle genutzt werden. Das Problem daran sind die Tennisplätze, die wiederum in privater Hand sind und den Zugang laut Hoffmann versperren. Pläne für das Objekt 4 gebe es übrigens seit den 80ern, nun habe sich allerdings die Dringlichkeit geändert. „Wir platzen aus allen Nähten”, so Hoffmann. „Wir verändern uns, erzählen anders und brauchen Raum.” Bis eine Lösung gefunden ist, die Innenräume entsprechend saniert sind und bespielt werden können, würde es aber noch einige Jahre dauern.
Auch die Umsetzung des Stadtteilentwicklungskonzepts startet nicht schon übermorgen. Es gehe vielmehr darum, „Entwicklungsziele für die nächsten 15 bis 20 Jahre” vorzugeben, schreibt die MA21A (Stadtteilplanung und Flächenwidmung) auf Falter.morgen-Anfrage. Zentraler Punkt ist dabei etwa die Infrastruktur: Das Arsenal befindet sich einerseits zwischen verkehrstechnischen Hauptschlagadern wie dem Landstraßer Gürtel und dem Hauptbahnhof. Andererseits ist das Areal selbst nicht angebunden an das öffentliche Verkehrsnetz. Im SEK ist von einer „Insellage” die Rede, die auch einige Bewohnerinnen und Bewohner bedauern. „Früher gab es hier Geschäfte und einen Frisör”, sagt eine Anrainerin. „Aber das rechnet sich heute alles nicht mehr.” Sie würde eine Buslinie begrüßen, die das Arsenal anbindet. Andere, Alteingesessene, wären aber dagegen. Die Rede ist von „Alt- und Jung-Arsenalern”. Die Sichtweisen und Problemherde sind, wie in jeder Nachbarschaft, vielfältig.