Schmerz muss nicht sein: Neues Therapiezentrum im 3. Bezirk
Eröffnung des Therapiezentrums Chronischer Schmerz (TCS), Rabengasse 8, 1030 Wien
Mit der Eröffnung des Therapiezentrums Chronischer Schmerz (TCS) gibt es für Schmerzgeplagte im 3. Bezirk ein neues interdisziplinäres Angebot. Termine können seit Montag ausschließlich über 1450 vereinbart werden. Zuweisungen sind durch Haus- und Fachärzt:innen möglich.
Begrüßung und Einleitung
Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe, eröffnete die Veranstaltung und wies eindrücklich auf die erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung chronischer Schmerzen hin. Jährlich werden zwischen 1 und 2 % des Bruttoinlandsprodukts für die Behandlung chronischer Schmerzen und die damit verbundenen Folgeschäden aufgewendet. Damit unterstrich er die Notwendigkeit innovativer Versorgungslösungen.
Interdisziplinärer und innovativer Ansatz
Das Therapiekonzept des TCS setzt auf einen interdisziplinären Ansatz und vereint verschiedene Fachrichtungen wie Ergotherapie, Physiotherapie, Telemedizin, Neurologie und Psychologie. Durch die enge Zusammenarbeit dieser Disziplinen wird eine ganzheitliche Versorgung der Patientinnen und Patienten ermöglicht. Richard Crevenna, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft, hob die besondere Bedeutung der psychosozialen Betreuung hervor. Er machte deutlich, dass pro Patient und Jahr Zusatzkosten von bis zu 35.000 Euro entstehen können.
Schmerzbehandlung und internationale Erfahrungen
Agnes Streissler-Führer, stellvertretende Vorsitzende des Landesstellenausschusses der ÖGK in Wien, lenkte den Blick auf internationale Erfahrungen, insbesondere auf die Problematik des Oxytoxinmissbrauchs in den USA. Sie betonte die Notwendigkeit, vermeidbare Schmerzen frühzeitig und gezielt zu behandeln. In Wien sind derzeit drei Schmerzzentren geplant, wobei ein weiteres bereits in Umsetzung ist. Im Mittelpunkt stehen dabei eine abgestufte Behandlung sowie der Ansatz des „Best Point of Service“, um Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen.
Standort und Versorgungssicherheit
Erich Hohenberger, Bezirksvorsteher des 3. Bezirks, unterstrich die Bedeutung einer umfassenden Gesundheitsversorgung im Bezirk, in dem sich drei Krankenhäuser befinden. Er betonte, dass im Gesundheitsbereich keine Einsparungen vorgenommen werden dürfen und verwies darauf, dass die Abkürzung „EH“ nicht nur für seinen Namen, sondern auch für „Erste Hilfe“ stehe.
Politische Unterstützung und gesellschaftlicher Fokus
Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin, hob hervor, dass das TCS die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen ins Zentrum stellt. Ein zentrales Ziel ist der flächendeckende Ausbau von Schmerzzentren in Österreich, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Im Fokus stehen gemeinsame Fürsorge, die Verringerung von Ausfällen im Arbeitsprozess, nachhaltige Unterstützung und eine funktionierende Zusammenarbeit. Sie betonte, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten ernst zu nehmen, ihnen Zeit zu widmen und gemeinsam solidarische Lösungen zu erarbeiten.
Multiprofessionelle Versorgung und Zugänglichkeit
Peter Hacker, amtsführender Stadtrat für Gesundheit, Soziales und Sport, wies darauf hin, dass die Angebote für die Bevölkerung verständlich kommuniziert werden müssen. Multiprofessionalität ist im medizinischen Bereich zwar kein neues Konzept, soll aber verstärkt auch im niedergelassenen Bereich umgesetzt werden. Damit soll die Sicherheit im Gesundheitssystem für die Bevölkerung erhöht werden. Seit Montag können Termine telefonisch unter 1450 vereinbart werden. Bereits existierende dezentrale Gesundheitszentren, etwa für Diabetes, dienen hier als Vorbild.
Abschluss und Dank
Manfred Greher, ärztlicher Direktor des Herz-Jesu Krankenhauses und Leiter des Therapiezentrums für chronischen Schmerz im Rabenhof, merkte an, dass es kein Wort für das Gegenteil von Schmerz gibt. Er bedankte sich im Namen der Patientinnen und Patienten für das Engagement aller Beteiligten und verdeutlichte, dass durch den Aufbau verschiedener Stationen und persönliche Gespräche viel erreicht werden konnte. Die Nutzung digitaler Medien und Innovationen stellt dabei einen wichtigen Baustein dar – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung im Sinne einer Synthese, wie sie im Rabenhof gelebt wird.
Forderungen und Ausblick
Prim. Dr. Gerhard Vavrovsky, Vorstand der Abteilung für Physikalische Medizin und Rehabilitation am Herz Jesu Krankenhaus, äußerte in einem Einzelgespräch mit Peter Hacker Kritik an der bürokratischen Genehmigung von Ausbildungsstellen. Er verfügt derzeit über zwei Ausbildungsplätze, hält aber insgesamt sechs Stellen für sinnvoll, um den Bedarf optimal abzudecken.

von li.n.r.: Prim. Dr. Gerhard Vavrovsky, Vorstand der Abt. Physikalische Medizin und Rehabilitation, Herz Jesu Krankenhaus; Christine Reiterer, BR 3. Bez. Für NEOS, NEOSplus Kernteam, Ersatzmitglied Senior:innenrat Wien; Ulrike Königsberger-Ludwig, Staatssekretärin; Stefan Gara, NEOS Gemeinderat